Kurkuma, convey. Our limbs leave invisible pollen on the pages
12.05. — 26.05.2017
Opening: 12. 05. 2017, 19h
Finissage: 26. 05. 2017, 19h
http://constanzeschweiger.com/
„The night The Book of Bean opened in New York was the night of the
blackout. Remember? It happened two hours before things were going to
begin.“ erinnert sich Alison Knowles in einem Interview mit George Quasha.
In jener Nacht im Juli 1977, während einer Hitzewelle, in einem Moment in
dem sich für New York City eine schwere Wirtschaftskrise abzeichnete, fiel
überall in der Stadt der Strom aus. Bis in den nächsten Tag hinein wurde
geplündert, randaliert und Feuer gelegt. Die ganze Stadt befand sich in
einem Zustand von Auflösung und Durchdringung. Am Abend dieser Nacht also
veröffentlichte Allison Knowles eine ihrer Buchskulpturen; ein Buch so groß
wie ein sehr kleines Haus, mit übermenschengroßen Seiten, um die man gehen,
sie bewegen, durch sie hindurch steigen und zwischen denen man Zeit
verbringen konnte.
Der Anstoß zu der Skulptur Untitled (convey Regular, convey Regular
Italic) kam im März vergangenen Jahres von Gabriele Lenz, der Gestalterin
der Schrift convey. Um 10 Meter Baumwollstoff mit der convey zu bedrucken,
sind sechs Texte entstanden, in denen ich Ideen zu den Vorgängen Lesen,
Schreiben und Veröffentlichen von Alison Knowles, Gertrude Stein,
Friedericke Mayröcker, Yoko Ono, Tavi Gevinson und Hannah Black aus
verschiedenen Lesequellen nacherzähle. Der Entwurf dazu ist mittlerweile
für die Produktion fertiggestellt und eine andere, gleich lange Stoffbahn
ist mit Kurkuma gefärbt und im Ausstellungsraum zum Trocknen aufgehängt.
Dort wird der gefärbte Stoff bis zum Ende der Ausstellung über die
Einwirkung von Sonnenlicht im Raum seine Farbe verändern. Und wenn die
Texte dann endlich wie ein Muster auf den Stoff der Arbeit Untitled (convey
Regular, convey Regular Italic) gedruckt und geliefert sind, wird dieses
Material neben den gefärbten Stoff im Raum aufgehängt, um nach seiner
Ausstellung in Stücke geschnitten zu werden und um anders verwendbare
Objekte daraus zu produzieren, wie zum Beispiel Taschen, in die man alles
mögliche oder einfach Bücher hineintun und mit sich tragen kann.
Seit März 2016 ist einiges passiert und manches fühlt sich deutlich
anders an. Hier um mich und draussen in der Welt finden kritische
Veränderungen statt, die noch lange nicht abgeschlossen sind und mich
beeinflußen. Bei meiner Recherche für diesen Ausstellungstext finde ich
zufällig einen Satz aus dem Interview von Alison Knowles und George Quasha,
der in der Fassung, die ich besitze, fehlt. In dem Satz meint Quasha, wir
alle würden mit unseren Körpern Spuren hinterlassen, unsichtbare Pollen auf
den Seiten für die, die danach kommen.